Reiseberichte Themen-BlogDie wissenschaftliche Reisebeschreibung ist das Ergebnis einer Forschungsreise wie die von A. v. Humboldt oder auch Georg Forsters 'Reise um die Welt (1777). Sie wird in der Regel in autobiographischer Form von Tagebüchern, Reisebriefen oder Reiseskizzen abgefasst. Als Vorläufer der wissenschaftlichen Reisebeschreibung können die geographischen Schriften der Antike betrachtet werden. (Brunner/Moritz 1997).
Der Begriff 'Reiseliteratur' bzw. 'Reisebericht' in der Forschung wird als Oberbegriff (Brunner/Moritz 1997, bzw. als Kollektivbezeichnung (Best 1976), für Darstellungen 'tatsächlicher oder fiktionaler Reisen' (Brunner/Moritz 1997), definiert. Dabei handelt es sich nach Otto F. Best (1976), um literarische Werke, die 'dem Thema Reise gewidmet sind'. Gero von Wilpert versteht unter Reiseliteratur daher "das gesamte dem Stoff nach von tatsächl. oder fiktiven Reisen berichtende Schrifttum..."
Die 'Reiseführer' oder Reisehandbücher, wie Baedeker, Pilger-, Wallfahrtswegeführer und Reisebücher, versuchen sachorientiert den Reisenden nützliche Informationen über die Reiserouten und das Reisezielland u.a. an die Hand zu geben.
Die weltweit größte Reisemesse, die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin, umfasst auch eine kleine Buchmesse für Touristikverlage (Reiseführer, Karten).
Alle verschiedenen Erscheinungsformen der Reiseliteratur haben vor allem eins gemeinsam: sie alle berichten von fremden Ländern und Völkern, erwecken und stillen mit ihren Berichten von den außerordentlichen Begebenheiten und den gefährlichen Unternehmungen auf ihrem Weg die Neugier der Daheimgebliebenen, sie wollen unterhalten aber auch belehren und gehören zu den ältesten und beliebtesten Literaturformen, die in allen Kulturen in unterschiedlicher Prägung zu finden sind. Der Erfolg eines Reiseberichtes verdankt sich einerseits Geist, Stil und Beobachtungsgabe des Autors, andererseits dem Geist seiner Zeit. Da die Reiseliteratur Möglichkeiten für die Reisenden sowie für die Reiseliteraturleser zur Erfahrung der Andersartigkeit und u. u. des Selbst bieten, beschäftigen sich die nationalen Literaturwissenschaften, die Komparatistik und die Fremdheitsforschung u.a. mit der Reiseliteratur intensiv und untersuchen sie im Hinblick auf Länderbilder und Vorurteile, aber auch ganz bes. in den letzten 10 Jahren im Hinblick auf die Wahrnehmungsweisen von Eigen- und Fremderfahrung.
Als Reisebericht oder Reisebeschreibung bezeichnet man die (literarische) Darstellung der Beobachtungen und Erlebnisse eines Reisenden. Solche Beschreibungen variieren sehr in Inhalt und Wert, je nach Zweck der jeweiligen Reise. Sie sind oft reich illustriert.
Zur Reiseliteratur zählen als Untergruppen die Reiseführer, die wissenschaftlichen Reisebeschreibungen und die künstlerischen bzw. literarischen Reisebeschreibungen(Best 1976 & Brunner/Moritz 1997). Diese Klassifikation ist nicht unumstritten in der Forschung und dient in der Regel der Erleichterung und der Orientierung.
Die ältesten Reiseberichte sind die von Skylax von Koryanda und von Pytheas von Massilia. Letztere haben ihre Reisen beschrieben, Skylax die Seinige unter dem Titel "Periplus", eine Bezeichnung, die in der Folge für ähnliche Reisewerke oft angewandt wurde.
Die Geschichtsbücher des Herodot, welche eine Beschreibung seiner Reisen enthalten, können ebenfalls als Reisebericht betrachtet werden. Dagegen findet sich unter den Schriften der Römer eine eigentliche Reisebeschreibung nicht. Die Itineraria derselben waren nur Reiserouten oder erste Versuche von Verkehrskarten.
Die Reiseliteratur des Altertums war dürftig und auch aus dem frühen Mittelalter sind uns nur wenige Werke dieser Art erhalten. So z.B. die Berichte über die Unternehmungen der Skandinavier nach den Färöern, nach Island, Grönland und Vinland (das heutige Nordamerika) und die aus Befehl des Königs Alfred unternommenen Expeditionen Othars und Wulfstans.
Dagegen hat die jüdische und arabische Literatur des Mittelalters eine ganze Reihe von Reisewerken aufzuweisen, wie die der Araber Ibn Battuta, Ibn Fadlan, Alberuui, Ibn Djobail, des Juden Benjamin von Tudela und Andere. Sie sind sämtlich wichtige Quellen für die Kunde der damaligen Verhältnisse in diesen Ländern.
Für die Kenntnis Ostasiens sind die Reisen buddhistischer Priester, wie z.B. Fahealig und besonders Hiuenthsang, von Bedeutung.
Zentralasien wurde durch die 1246 vom Papst an Dschinghis Khan abgeordnete Gesandtschaft näher bekannt, die von Piano di Carpine geführt wurde. Als durch die Mongolen der Handel begünstigt wurde und ein geordneter Überlandverkehr bis nach Peking entstand, konnte der Florentiner Handlungsreisende Balducci Pegoletti im Jahr 1376 über die hier verfolgte Straße berichten.
Das spätere Mittelalter lieferte zahlreiche Berichte über das seit den Zeiten der Kreuzzüge vielbesuchte Heilige Land, so von Borchard, John Mandeville, Felix Fabri und Anderen, welche zum Teil in Feyerabends "Reyssbuch dess Heyligen Landes" (Frankfurt 1584) gesammelt wurden.
Gegen Ende des Mittelalters veranlasste der Handelsgeist der Venezianer zur Abfassung von Reisewerken, von denen nur die des Venezianers Marco Polo, Odorich von Portenau und der Gebrüder Zeno genannt zu werden brauchen.
Seit Erfindung der Buchdruckerkunst wuchs die Reiseliteratur bald massenhaft an, nach dem die Entdeckung Amerikas und die Expeditionen der Portugiesen nach dem Indischen Ozean, verbunden mit dem Wiederaufleben wissenschaftlichen Strebens überhaupt, der Forschung neue und weite Gebiete eröffnet hatten. So entstanden denn bereits im 16. Jahrhundert Sammlungen von Reisewerken, wie die von Huttich und Grynäus (1532), Giovan Battista Ramusio (1550 ff.), Halluyt Kellenhusen (1598 ff.).
In der Mitte des 17. Jahrhunderts erhielten die Reisebeschreibungen neue Nahrung durch den Aufschwung des Handels, namentlich der Engländer. Nach ihnen rangen Deutsche, Franzosen, Nordamerikaner, Holländer und Russen in der wissenschaftlichen Reiseliteratur um den zweiten Platz.
Ende des 19. Jahrhunderts lagen über fast alle Gegenden der Erde Reiseberichte wissenschaftlich gebildeter Reisender in den Sprachen fast aller "zivilisierten" Völker vor. Die in fremden Sprachen verfassten Berichte nicht deutscher Forscher wurden dem deutschen Publikum teilweise in Übersetzungen zugänglich gemacht.
Unter den Deutschen, deren Reiseberichte sich besonders auszeichneten, nehmen Georg Forster und Alexander von Humboldt eine besondere Bedeutung ein; bedeutend für die Kenntnis Amerikas waren die Werke des Prinzen Maximilian von Wied-Neuwied, von Martius, Pöppig, Schomburgk, Tschudi, Burmeister, Philippi, Appun, Reiß, Stübel, Frantzius, Güßfeldt, v. d. Steinen, für die Afrikas die Berichte von Hornemann, Barth, Roscher, Rüppell, Russegger, Heuglin, Rohlfs, Nachtigal, Schweinfurth, v. d. Decken, Junker, Lenz, Hildebrandt, Mohr, Falkenstein, Pechuel, Loesche, Flegel, Pogge, Buchner, Holub, Buchholz, Mechow, Wißmann, Hahn, Mauch, Schnitzer, Zöller, speziell für Ägypten Lepsius und Klunzinger, für China v. Richthofen, Kreitner, für die von Indien und Hochasien die Berichte der Gebrüder Schlagintweit, Leitners und Stoliczkas, für Hinterindien Bastian, für den Indischen Archipel Junghuhn, Semper und Jagor, in russischen Diensten v. Baer, Schrenk, Middendorf u. a. für das nördliche und östliche Asien, Abich und Radde für die Kaukasusländer, für Australien Leichhardt und F. v. Müller, für Neuseeland Ernst Dieffenbach, Hochstetter und Haast, für Ozeanien die in russischen Diensten stehenden Deutschen Kotzebue mit Chamisso, Krusenstern, Lütke, ferner A. B. Meyer, Finsch, Seemann, Gräffe, Bastian, für die Nordpolarländer Payer und Weyprecht.
Neben der wissenschaftlichen Reiseliteratur entwickelte sich mit der Verbesserung der Verkehrsmittel gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine andere, welche sich nach den mehr bekannten Ländern der Erde richtet und vorzugsweise Schönheiten der Natur, die sozialen und politischen Verhältnisse behandelt oder die persönlichen Erlebnisse, Betrachtungen und Empfindungen des Reisenden in den Vordergrund stellt und daher mehr oder weniger belletristischer Beschaffenheit ist.
Auf diesem Gebiet sind folgende deutsche Autoren zu erwähnen: Kohl, Wagner, Gerstäcker, Jakob Philipp Fallmerayer, Ida Pfeiffer, Thümmel, Stahl, v. Hügel, Pückler-Muskau, Heinrich Heine, Venedey, Mügge, Schmarda, v. Scherzer, v. Maltzan, Vambéry, Willkomm, Möllhausen, G. Rasch, Gregorovius, v. Löher, Rodenberg, A. Ziegler, Faucher, v. Hübner, H. Meyer, Passarge u. a.
Als Grenzfall der Reisebeschreibung sind die Produkte der Fantasie, welche in das Gewand eines Reisebeerichts gekleidet sind: die so genannten Robinsonaden und die fingierten naturwissenschaftlichen Reisebeschreibungen, wie sie beispielsweise Jules Verne mit Erfolg gepflegt hat.
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