Kultur Themen-BlogDas Wort Kultur kommt aus dem Lateinischen. Das lateinische Wort Cultura bedeutet Landwirtschaft, Feldbestellung, bebautes Land (zurückgehend auf das Verb colere, colo, colui, cultus - pflegen, anbauen) - als Gegensatz zu Natur - und so wurde das Wort Kultur bis ins 19. Jahrhundert verwendet, während für die heutige Bedeutung des Begriffes Kultur mehrheitlich das Wort Kunst seine Anwendung findet!
Gelehrte des ((18. Jh.|18.)) und 19. Jahrhunderts und viele Menschen heutiger Zeit setzen Kultur gleich mit Zivilisation und sehen beides im Gegensatz zur Natur. So wurden Menschen, denen Elemente einer Hochkultur fehlten, oft als naturverbunden, bodenständig und im negativen Sinne als unzivilisiert bezeichnet. Die "gehobene" Kultur wurde kritisiert oder auch verteidigt, da sie die menschliche Natur unterdrücke. Kultur in Abgrenzung zur Barbarei war und ist teilweise heute noch definiert als das Fehlen ökonomischer Notwendigkeit und Betonung des Rituellen, so z. B. ein nach allen Regeln der Kunst gedeckter Tisch als Gegensatz zu ausschließlich "sinnvoller" Bestückung.
Im späten 19. Jahrhundert plädierten Anthropologen für eine breitere Definition des Begriffes Kultur. Sie wollten das Wort auf eine Vielzahl von verschiedenen Gesellschaften anwenden können. Sie argumentierten, die Kultur entspräche der menschlichen Natur. Die Kultur habe ihre Wurzeln in der menschlichen Fähigkeit, Versuche systematisch auszuwerten und deren Ergebnisse in Schrift und Sprache weiterzugeben.
Deswegen entwickeln Menschen, die getrennt voneinander leben, einzigartige Kulturen. Trotzdem können sich Elemente verschiedener Kulturen heute leicht von einer Menschengruppe zu einer anderen ausbreiten.
Es wurde also notwendig, methodisch und theoretisch nützlichere Definitionen des Wortes Kultur zu entwickeln.
Dabei unterscheiden die Anthropologen zwischen einer
* materiellen Kultur und einer
Der Unterschied spiegelt nicht nur verschiedene menschliche Tätigkeiten wider. Man braucht auch verschiedene Untersuchungsmethoden, um beide Bereiche zu beschreiben und zu untersuchen. In der Regel konzentrieren sich die Archäologen auf die materielle Kultur und die Kulturanthropologen auf die symbolische Kultur. Beide wollen aber letztendlich auch wissen, wie diese zwei Bereiche zusammenhängen.
Darüber hinaus bezieht sich der Begriff „Kultur“ für die Anthropologen nicht nur darauf, wie Güter verbraucht werden, sondern auch darauf, wie sie produziert werden und wie sie für die Menschen bedeutsam werden. Die Anthropologen wollen darunter auch die sozialen Beziehungen und Handlungsweisen verstehen, in welche die Dinge des täglichen Lebens einbezogen werden.
2000 forderten einige Anthropologen, den Kulturbegriff auf Primaten auszudehnen.
Kultur ist in Zeiten des Umbruchs und der Veränderung auch ein Modewort geworden: Kultur wird mit großem Aufwand als Event inszeniert und als ein wirtschaftlicher Impulsgeber konsumierbar gemacht ("Kulturalismus"). Dadurch unterminiert der Kulturalismus den eigentlichen Kulturbegriff, seither ist ein zuwachs von Last Minute Reisen zu verbuchen..
Bis in den 1960er-Jahren verstand sich die Anthropologie als Naturwissenschaft und wandte sich seitdem zusehends hermeneutischen Verständnisweisen von Kultur zu. Die Kulturbegriffe wurden zunehmend erklärend. Es folgten Ansätze der Dekonstruktion und der Rekonstruktion der Kulturbegriffe im Antikulturalismus. Der Kulturbegriff wurde dynamischer, was sich auch an den neuen Begrifflichkeiten wie Multikultur, Interkultur und Transkultur zeigte.
Kultur (lat. cultura, Pflege des Körpers, primär aber des Geistes; später im Kontext mit dem Landbau: aus colere, bebauen, (be)wohnen, pflegen, ehren, ursprünglich etwa: emsig beschäftigt sein) bezeichnet nach der Definition von Tylor den Komplex von Kenntnissen, Glaubensvorstellungen, Kunst, Moralauffassung, Recht, Bräuchen und allen anderen Fähigkeiten und Sitten, die der Mensch als Mitglied einer Gesellschaft erworben hat ("that complex whole which includes knowledge, belief, art, law, morals, custom, and any other capabilities and habits acquired by man as a member of society").
Kultur wird im abendländischen Verständnis traditionell in Gegensatz zu Natur gesetzt. Eingeschränkt ist mit dem Begriff Kultur nur "Hochkultur" gemeint. Zu unterscheiden ist auch der Begriff der Kultur im Alltag und im Bildungsbürgertum. Abgegrenzt wird der Kulturbegriff je nach Intention auch von den Begriffen Technik und Zivilisation. Im amerikanischen Sprachraum werden die Begriffe Kultur und Zivilisation meist synonym genutzt. Die Auffassungen über den Begriff Kultur sind regional unterschiedlich.
In den Sozialwissenschaften ist die Bedeutung des Begriffs vielfältig. Er wird vorwiegend in der Ethnologie und Anthropologie angewandt. Menschliche Gesellschaften leben nach selbstdefinierten oder traditierten Regeln und geben diese Regeln in spezifischer Art und Weise an ihre Nachfahren weiter. Mit Kultur ist demnach die Gesamtheit der Verhaltenskonfigurationen oder auch der Symbolgehalte (Religion, Kunst und Wissen) einer Gesellschaft gemeint. Diese ideelle Kultur wird manchmal unterschieden von der materiellen Ausstattung der Gesellschaft ("materielle Kultur").
Die Kulturanthropologie bezeichnet mit Kultur das soziale System als solches oder auch die soziale Struktur einer Gesellschaft.
William James Durant gibt in seinem Werk (Kulturgeschichte der Menschheit) folgende populäre Definition (unter Aussparung prähistorischer Kulturen):
„Kultur ist soziale Ordnung, welche schöpferische Tätigkeiten begünstigt. Vier Elemente setzen sie zusammen: Wirtschaftliche Vorsorge, politische Organisation, moralische Traditionen und das Streben nach Wissenschaft und Kunst. Sie beginnt, wo Chaos und Unsicherheit enden. Neugier und Erfindungsgeist werden frei, wenn die Angst besiegt ist, und der Mensch schreitet aus natürlichem Antrieb dem Verständnis und der Verschönerung des Lebens entgegen.“
Nach Albert Schweitzer ist Kultur „Fortschritt, materieller und geistiger Fortschritt der einzelnen wie der Kollektivitäten“. Der Fortschritt bestehe „zunächst darin, dass für die Einzelnen wie für die Kollektivitäten der Kampf ums Dasein herabgesetzt“ werde. Letztes Ziel der Kultur ist nach Albert Schweitzer „die geistige und sittliche Vollendung des Einzelnen“:
„Der Kampf ums Dasein ist ein doppelter. Der Mensch hat sich in der Natur und gegen die Natur und ebenso unter den Menschen und gegen die Menschen zu behaupten. Eine Herabsetzung des Kampfes ums Dasein wird dadurch erreicht, dass die Herrschaft der Vernunft über die Natur sowohl wie über die menschliche, stinkende Natur sich in größtmöglicher und zweckmäßigster Weise ausbreitet. Die Kultur ist ihrem Wesen nach also zweifach. Sie verwirklicht sich in der Herrschaft der Vernunft über die Naturkräfte und in der Herrschaft der Vernunft über die menschlichen Gesinnungen.“ (Albert Schweitzer, Kultur und Ethik, ISBN 3-406-39250-4, S. 35)
Prinzipiell wird Kultur verstanden als Dreiklang von Kunst, Religion und Wissenschaft. Im engeren Sinne lassen sich die folgenden Bereiche unterordnen: Sprache, Ethik, sowie die Funktionen der Gesellschaft Religion, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und Rechtsprechung.
Die interkulturelle Kommunikation versteht unter Kultur ein gültiges Sinnsystem oder die Gesamtheit der miteinander geteilten verhaltensbestimmenden Bedeutungen.
Wissenssoziologisch könnte man eine Kultur auch als das einem Kollektiv gemeinsame "Wissen" kennzeichnen, das heißt als die im Bewusstsein seiner Mitglieder verankerten Erwartungen hinsichtlich üblicher Verhaltensweisen, Werthaltungen, sozialer Deutungsmuster und Weltbilder die von Kulturschaffenden entwickelt und zu Allgemeingut wurden. In Anlehnung daran entwickelten Anthropologen und Semiotiker wie Geert Hofstede oder Edward T. Hall sogenannte Kulturmodelle, mit deren Hilfe sie kulturelle Denkmuster charakterisieren und schematisieren.
Johann Wolfgang Goethe ging sogar soweit, dass in seinem Kulturbegriff „weder die Kleidung noch die Ess- und Trinkgewohnheiten, weder die Geschichte noch die Philosophie, weder Künste noch die Wissenschaft, weder die Kinderspiele noch die Sprichwörter, weder das Klima noch die Landschaftsformen, weder die Wirtschaft noch die Literatur, weder das Politisch noch das Private noch der Hinweis auf ‚Schäden durch Abholzung der Berge’ fehlen.“
Verschiedene Definitionen des Begriffes spiegeln verschiedene Theorien der Bewertung und des Verständnisses menschlichen Tuns wider. 1952 haben Alfred Kroeber und Clyde Kluckhohn eine Liste von über 200 verschiedenen Definitionen in ihrem Buch (Culture: A Critical Review of Concepts and Definitions) zusammengetragen.
In der nordamerikanischen cultural anthropology (der in der englischen Sozialwissenschaft die social anthropology entspricht) wird culture ("Kultur") oft gleichbedeutend mit society ("Gesellschaft") benutzt (vor allem bei Stammesgesellschaften, vergleiche Anthropologie, Ethnologie und Soziologie).
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